Telegehirn

Was ist das für 1 Blog?

Die Antifalobby

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Die sogenannte „Antifadebatte“, die sich am Gedenken an Silvio Meier, der vor 15 Jahren das Opfer eines faschistischen Mordes wurde, entzündete, hat mittlerweile ein ungeahntes Ausmaß erreicht. Zu der Diffamierung von Silvio Meier, der durch einen liberalen Blogger vom Opfer zum Täter gemacht wurde und der folgenden Auseinandersetzung, die inzwischen surreale Züge trägt, hat Zuppi einige erhellende Gedanken geäußert. In der Blogosphäre herrscht eine nie gekannte Kakophonie. Am lautesten haben sich ja die „Antifakritiker“ zu Wort gemeldet und das meist nicht sachlich und schon gar nicht informiert.

Ein Riss geht mitten durch die liberale Blogosphäre und man kann unumwunden sagen: Die Antifa-Lobby hat einen grandiosen Sieg errungen und jene liberalen Kritiker der Antifa stehen ohne Hosen da. Bevor ich die weiteren Ereignisse, die sich seit letzter Woche ereignet haben, aufrolle, möchte ich ein paar grundsätzliche Dinge ansprechen. Die Kritiker der Antifa, wobei man sagen muss, dass es ja gar nicht „die Antifa“ gibt, aber diesen Denkfehler haben manche liberale Blogger auch schon bei der Diskussion über „die Antideutschen“ gemacht, tragen als eines der Hauptargumente vor, dass man die Bekämpfung des neuen Faschismus eben dem Staat und seinen Institutionen überlassen sollte. Doch haben alle staatlichen Stellen in den letzten 17 Jahren vortrefflich bewiesen, dass sie im Kampf gegen das Revival des mörderischen Faschismus in Deutschland vollkommen versagt haben. Man kann nur erahnen, welche Verbrechen in der Vergangenheit verhindert wurden, weil sich Menschen gerade nicht auf den Staat und seine unfähigen Organe verlassen haben. Was haben denn jene Liberalen, die die Idee der Antifa heute so heftig kritisieren, bisher getan, um den Faschismus und seine todbringenden Auswüchse zu bekämpfen bzw. einzudämmen? Warum gibt es denn eigentlich keine liberale oder konservative Antifa? Wobei: Es gibt durchaus liberale Antifaschisten. Wo bleibt deren Engagement und sei es nur die Beteiligung an antifaschistischen Demonstrationen und wenn ihnen die Leute da nicht passen, dann kann man auch eigene Demonstrationen organisieren, oder? Sind Liberale etwa in ihrer Mehrheit gar keine Antifaschisten und was wären sie dann? Das Gegenteil? Für wen Faschismus kein Verbrechen, sondern eine Meinung ist, der ist eben kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems.

In den letzten 17 Jahren haben sich viele Antifas, als Organisation, verändert. Viele haben sich geöffnet und suchen mit anderen gesellschaftlichen und politischen Gruppen und Organisationen den Schulterschluss. Das hat auch erst einmal nichts mit „linker Politik“ zu tun. Wie auch „die Antifa“ eigentlich keine rein linke Domäne sein sollte. Das sie es doch ist, liegt nicht an „den linken Antifaschisten“, sondern an jenen, die Angesichts von etwa 150 Ermordeten und national befreiten Zonen in weiten Teilen der Republik lieber untätig bleiben und dabei lieber auf die ebenso untätige Staatsmacht vertrauen. Sie sagen: „der Rechtsstaat“ müsse diese Aufgabe übernehmen. Doch ich habe kein Vertrauen in diesen RechtSStaat, da ich unzählige Male die Erfahrung machen musste, dass dieser im Angesicht der faschistischen Gefahr versagt oder nicht willig ist, dieser entschieden zu begegnen. Doch die liberalen Kritiker der Antifa wollen ja nicht einmal anerkennen, dass die Faschos ein ernstzunehmendes Problem darstellen und wer sich so beharrlich der Realität in Doitschland verweigert, der kommt eben zu solch merkwürdigen Ansichten, wie einige der Antifakritiker.

Es besteht anscheinend eine verzerrte Sicht auf den mehr oder weniger organisierten Antifaschismus. So vergleicht z. B. der Kollege Zettel die Antifa mit der Rotfront und sogar mit der SA. Das ist nicht nur geschichtslos, sondern auch revisionistisch. So werden die Verbrechen der SA verharmlost und die Idee der antifaschistischen Aktion kriminalisiert. Benimmt man sich also wie die SA, wenn man sich faschistischen Demonstrationen in den Weg stellt oder wenn man Wohnheime beschützt, weil sich der Rechtsstaat einen Dreck um Flüchtlinge kümmert und den Faschisten die Straße frei macht? Erinnert es an die Rotfront, wenn man Veranstaltungen mit Überlebenden der Shoa organisiert, damit junge Menschen etwas über die Vergangenheit erfahren? Anscheinend schon. Es ist schon merkwürdig, wenn jene Blogger, die sonst alles liberalisieren und entstaatlichen wollen, ausgerechnet bei der Bekämpfung des Neo-Faschismus auf den Staat vertrauen möchten. Ein Blick in die Geschichte reicht, um festzustellen: Staat und Gesellschaft haben schon einmal versagt und sie versagen seit 1990 schon wieder. Antifaschisten, egal welcher politischen Ausrichtung haben ihre Lehre daraus gezogen. Welche Lehre haben die liberalen Nicht-Antifaschisten aus der Geschichte gezogen? Ich möchte es lieber nicht wissen. Von liberaler Seite kommt ja der putzige Vorschlag, dass man doch, „wenn der Rechtsstaat nicht präsent ist“, um gegen den faschistischen Terror, der seit 1990 weit mehr Menschen ermordet hat als die RAF während ihrer gesamten Existenz, zur Tat zu schreiten, dann sollte man als anständiger Deutscher doch „die Öffentlichkeit und die Regierenden so lange massiv […] triezen […], bis dieser unerfreuliche und gefährliche Umstand beseitigt ist“ und in der Zwischenzeit sterben Menschen, werden verletzt, gejagt und aus „national befreiten Zonen“ vertrieben. Das ist doch eine unverschämte Verhöhnung der Opfer und ein Freibrief für die Täter und hier zeigt sich einmal mehr die beständige Weigerung, einiger sich liberal gebender Blogger, die Realität anzuerkennen. Was glaubt rayson denn, was Antifaschisten in den letzten 17 Jahren getan haben? Wie lange soll man eigentlich noch die untätige Politik ermahnen endlich etwas gegen die braune Pest zu unternehmen? Wieviele Menschen sollen eigentlich noch sterben, bis sich auch der letzte liberal fühlende Blogger als Antifaschist betrachtet und sich aktiv der antifaschistischen Aktion zuwendet?

Vor die Wahl gestellt, ob man die Mächtigen, die trotz aller Ermordeten weitgehend passiv bleiben, anbettelt, damit diese sich erbarmen etwas gegen die braune Pest zu unternehmen oder ob man selbst gegen die faschistischen Terror aktiv wird und sich natürlich auch organisiert, wobei ja nicht mal das Blut spritzen muss, um ein „guter Antifaschist“ zu sein, dann sollte jedem, der geistig und moralisch noch nicht vollkommen verlottert ist, die Wahl nicht sonderlich schwer fallen. Wer sich nicht traut zu demonstrieren oder Flugblätter zu verteilen oder sich sonst wie zu beteiligen, der kann auch Geld spenden, denn Antifaarbeit kostet jede Menge Geld. Wer sich auch dazu nicht in der Lage sieht, der sollte denen, die ihren Kopf hinhalten, um den Faschismus abzuwehren, nicht noch in den Rücken fallen, sondern einfach den Mund halten.

Den Mund gehalten hätte lieber auch Michael Holmes, seines Zeichen ein ehemaliger Steinzeitantifa, der jetzt zum „Liberalismus“ konvertiert ist und die Diskussion dazu nutzte, um mit seinen ehemaligen Genossen abzurechnen. Der Kollege Edward E. Nigma hat zu dem Artikel von Holmes ja eine sehr vortreffliche Replik verfasst, die einige der Antifakritiker allerdings in den falschen Hals bekommen haben, was nicht sonderlich verwundert. Ein paar Worte zu Michael Holmes: bei ihm kann man sehr gut den Grundtenor der Antifa-Kritiker, nennen wir sie doch einfach Anti-Anti-Faschisten, erkennen: Guilty by association. Die Ansichten einiger Steinzeitantifas, die eine verschwindende Minderheit darstellten und längst ausgestorben sind, werden dazu benutzt, um den organisierten Antifaschismus zu diffamieren und zu verteufeln. Holmes, dessen Artikel bei der Achse des Guten veröffentlicht und dann recht schnell wieder gelöscht wurde, aber hier zu finden ist, will angeblich eine schändliche Zusammenarbeit zwischen Liberalen und Antifaschisten in der Blogosphäre entdeckt haben und weil die organisierten Antifaschisten, laut Holmes, zu 80% aus bekennenden Kommunisten bestehen würden, versteht er dieses von ihm entdeckte Bündnis gar nicht, denn er will ja am eigenen Leib erfahren haben, wie verwerflich und totalitär Antifaschisten sind und Holmes hat, nach eigener Aussage, heute immer noch ein schlechtes Gewissen, wegen der Untaten, die er und seine Genossen angeblich im Namen der gesamten Antifa begangen haben wollen. Als „Neuliberaler“ nutzte Michael Holmes die Vorlage von boche und einigen anderen „tollwütigen Liberalen“, um sich bei seinen neuen Freunden lieb Kind zu machen. So dachte er jedenfalls, aber es kam ja ganz anders. Eigentlich, wie Edward E. Nigma treffend schrieb, will sich einer Holmes nur wichtig machen, denn wichtig war er als Antifaschist nie. Er war ein typischer Mitläufer und die Abrechnung mit seinen alten Genossen sollte wohl dazu dienen, sich bei seinen neuen Freunden einen Namen zu machen, damit er auch dort nicht nur ein Mitläufer bleibt. Holmes mag ja schlechte Erfahrungen bei seinen Steinzeitantifas gesammelt haben, aber er hatte wohl nicht die Traute, einmal seinen Mund aufzumachen, wenn ihm etwas nicht gefällt oder Holmes hätte einfach die Gruppe verlassen können. Typisch deutsches Mitläufertum.

Michael Holmes scheint jede Menge Phantasie zu besitzen, denn er fabuliert von Listen, auf denen sich „auch die Namen einer Menge von konservativen oder liberalen, manchmal auch von grünen oder sozialdemokratischen Politikern, von Unternehmern oder religiösen Führern und natürlich von Aussteigern“ befinden sollen. Michael Holmes gebärdet sich vor seinen neuen Freunden als Märtyrer, denn Holmes glaubt, dass man ihn an die Wand stellen wird, wenn die totalitären Antifas erst einmal die Macht an sich gerissen haben:

Aber eines Tages… Eines Tages ist ihr Tag. Und da wird es eine Wand geben. Und ob da dann auch die nützlichen Idioten – entschuldigt bitte, ist nicht böse gemeint, muss aber sein – aus der liberalen Blogosphäre davor stehen werden, das weiß ich nun nicht, denn das wird spontan und vor Ort und “dezentral” entschieden. Mir hat man meinen Ehrenplatz bereits zugesichert.

Man kann der Achse des Guten eigentlich nur gratulieren, dass man dort den Artikel von Michael Holmes rausgenommen hat, denn der Artikel ist nicht nur peinlich, vor allem für Holmes, sondern er ist hetzerisch und spiegelt nicht die Realität wider. Man kann auch in keiner Weise von Zensur sprechen, denn eine Zensur kann nur von staatlichen Stellen vorgenommen werden, aber das ist nur eine weitere Facette der von Unwissenheit und Unsachlichkeit geprägten Diskussion über „die Antifa“. Nun vermutet, Ingo Way, der „linksradikale Antifaschisten“ ebenfalls alle über einen Kamm schert und sie für totalitär und antidemokratisch hält, eine Verschwörung „antideutscher Antifaschisten“ hinter der Löschung. Als ob das nicht schon schräg genug wäre, veröffentlicht Ingo Way einen lustigen Mailwechsel mit Michael Miersch und kommt zu dem Trugschluss, dass letztendlich die Antifalobby einen solchen Druck auf die Achse des Guten ausgeübt hätte, der dann zur Löschung des Artikels von Michael Holmes geführt hätte. Eine umfassende Antwort von Miersch kommentiert Ingo Way so:

Szene-Diskussion? In Holmes’ Beitrag wurde über ein politisches Milieu informiert, das Straftaten begeht, Gewalt befürwortet und sich in bürgerlichen Kreisen eine gewisse Respektabilität dadurch verschafft, dass es vorgibt, gegen “den Faschismus” zu kämpfen, und das dem Verfassungsschutz immerhin relevant genug erscheint, um ihm regelmäßig in seinem Jahresbericht einige Seiten zu widmen – ein Thema von allgemeinem Interesse mithin. Die “Szene-Diskussion” wollte anscheinend eher Liza führen.

Ja, ja…Die pöhse Antifa erstrebt die Weltherrschaft. Hier offenbart sich einmal mehr eine merkwürdige Sichtweise auf „die Antifa“. Gewalt ist leider oft notwendig, denn der Staat, der das Gewaltmonopol für sich beansprucht, versagt flächendeckend auf ganzer Linie und ob der antifaschistische Selbstschutz nun von jenen staatlichen Stellen, die ja nicht viel gegen die braune Flut tun und getan haben, nun als legal oder illegal betrachtet wird, interessiert mich ehrlich gesagt herzlich wenig. Wenn es eine Straftat ist, dass man sich gegen den braunen Terror wehrt, dann bin ich eben in den Augen bestimmter Kreise ein Straftäter. Auch gibt die Antifa nicht vor, gegen den Faschismus zu kämpfen. Sie macht es einfach. Ungefragt. Das nennt man Zivilcourage und haben denn alle diese Parole vergessen: „NIE WIEDER FASCHISMUS!

Michael Holmes und Ingo Way vermuten offensichtlich eine Verschwörung der Antifalobby, die zur Löschung des Artikels bei der Achse des Guten führte und als ob Marcel Bartels einen Teil des Artikels geschrieben hätte, heißt es bei Way:

Doch wie das bei Linken und anderen Sekten so ist: Aussteiger mögen sie gar nicht; Renegaten werden gehasst. Werden altgediente Liberale von Linken irgendwie noch respektiert (oder so getan als ob; man braucht sie ja für diverse “Bündnisse”), gilt das für liberal gewordene Ex-Linke keineswegs. Die sind und bleiben Häretiker, denen wieder und wieder nachgewiesen werden muß, was für schlechte Menschen sie sind.

Echt jetzt? Dabei sollten Holmes und Way doch wissen: sie sind so unwichtig, dass sich eigentlich keiner aus der Linken für sie interessiert. Was sich jetzt natürlich geändert hat, denn ihr Schrei nach Aufmerksamkeit wurde endlich erhört, aber diese Zuwendung wird nicht lange anhalten, denn nun, da sie diesen diffamierenden Unsinn verbockt haben, wird keiner mehr mit ihnen spielen wollen. Jetzt wird an verschiedenen Orten innerhalb der Blogosphäre zu dem Geschreibsel Stellung bezogen, aber danach wird kein Hahn mehr nach den beiden krähen, denn sie sind nicht wirklich wichtig, auch wenn besonders Holmes das nicht wahr haben will und sich verfolgt fühlt.

Beschwert haben sich offenbar “Liza” und sein “Freundeskreis” – Leute mithin, die sich den “Antideutschen” nach wie vor verbunden fühlen, was im Blog “Lizas Welt” für den Außenstehenden freilich nie so recht deutlich wird, obwohl es für den Kenner der Szene offensichtlich ist.

Was kann es wohl schlimmeres geben, als „antideutsche Antifaschisten“? Gegen diesen eingeschworenen Zirkel kommt ja keiner an, denn die antideutschen/antifaschistischen Verschwörer besitzen mittlerweile, wenn man denn jeden Unsinn glauben will, der im Internet so geschrieben wird, eine solch starke Lobby, dass dagegen selbst Helden und Märtyrer wie Holmes und Way keine Chance haben.

So hätte selbstverständlich jeder andere Autor der Achse einen Text wie den von Holmes veröffentlichen können, ohne daß irgendjemand Einspruch erhoben hätte. Besagter “Freundeskreis” hat sich einzig und allein auf Holmes eingeschossen, weil der ein “Renegat” ist.

Ich erachte Holmes für ein armes Würstchen, dass um Aufmerksamkeit bettelt und wir wissen ja inzwischen, wer wohl die entscheidende Beschwerde bei der Achse des Guten vorgetragen hat und so sollten die Verschwörungstheorien wohl vom Tisch sein. Inzwischen beansprucht noch jemand anderes den Ruhm für sich, bei der Achse des Guten interveniert zu haben. Gegen Holmes hegt niemand Ressentiment und schon gar nicht, weil der sich selbst als Renegaten betrachtet. Es trägt schon pathologische Züge, wenn immer wieder Lizas Welt verantwortlich gemacht wird, wenn in Kleinbloggersdorf ein Sack Reis umfällt. Mittlerweile hat Ingo Way die Sache richtig gestellt.

Der Artikel von Felix Rauch bei den Freunden der offenen Gesellschaft ist unter aller Sau und so möchte ich nur zu einem Punkt, der mit wichtig und kommentarwürdig erscheint, Stellung nehmen:

In Wirklichkeit ist der Einfluss der kommunistischen Wölfe im Schafspelz innerhalb der liberalen Blogosphäre nämlich mittlerweile so weit gestiegen, dass sie mehr Mitbestimmungsrecht darüber haben, welche Artikel auf der Achse erscheinen dürfen, als deren offizieller Autor Michael Holmes. […] Man mag mit den Wölfen gerne mal ein Bierchen trinken und sich über Fussball und den Nahostkonflikt unterhalten und sich in diesen Punkten einig sein – ihr Einfluss auf solch tiefgreifende Redaktionsentscheidungen der Achse des Guten ist ein Armutszeugnis für diese. Und für deren Pluralismus – dessen Bekämpfung für radikale Linke von jeher eine Herzensangelegenheit ist.

Auch hier ist jemand der haltlosen Verschwörungstheorie aufgesessen und wer behauptet, dass die „radikale Linke“ generell den Pluralismus bekämpft, der hat einfach keine Ahnung und disqualifiziert sich für jede weitere inhaltliche Auseinandersetzung, aber die Debatte ist anscheinend noch lange nicht beendet

Autor: telegehirn

Tot gesagt, wirklich tot gewesen, aber nicht tot zu bekommen.

14 Kommentare zu “Die Antifalobby

  1. Also, ich kenne die „Antifa“-Gruppen nicht, war nicht drin und wollte nie drin sein. Zu meinen Uni-Zeiten stellten die sich als ungewaschen auftretende Boys in dieser Halb-Punkkleidung dar (mittlerweile hat sich die Mode da wohl geändert).
    Wenn ich irgendwas von den Brüdern in die Hände bekam, war das immer Marke „Billig“, so nach dem Motto „Machen wir hier was kaputt, machen wir dort was kaputt“, die Ideologie, die aus den Plakaten hervorschimmerte war hohl und – man muss es sagen – stalinistisch, also kommunistisch im weiteren Sinne.

    Mit einem gewissen Interesse habe ich also den Holmes-Artikel gelesen und meine Urteile bzw. Vorurteile (ich habe die Gruppe nie im geringsten ernstgenommen und mich darum auch nie intensiver mit dem Haufen beschäftigt) bestätigt gesehen.

    Leider ist der Artikel auf achgut unfassbarerweise gelöscht worden, vermutlich haben sich da welche auf den Schlips getreten gefühlt. Und überhaupt „antifaschistisch“ zu sein, MUSS doch gut sein. Oder etwa nicht?

    Nö, muss nicht, diese Antifa ist zwar vorgeblich antifaschistisch, strebt aber selbst faschistische Herrschaftsformen an. Manche mögen zwar Anarchisten sein, aber in der Anarchie gilt bekanntlich das Faustrecht, so einfach ist die Anarchie abzuhaken. Auf die Stalinisten oder Hardcore-Kommunisten in der Antifa möchte ich nicht eingehen. Die dritte Gruppe innerhalb der Antifa scheinen mir die Punks zu sein, Punk jetzt im Sinne von Penner oder Heruntergekommener.

    Die These „Es gibt nicht die Antifa“ mag schon stimmen, möglicherweise gibts ja im Berliner anständige Gruppen, die sich ihre Spontanität bewahrt haben so zu sagen, und angemessene Ziele verfolgen, wie bspw. den Glatzen eins auf die Fresse zu geben. Warum eigentlich nicht? Ist Telegehirn eigentlich „antifa“?

    Lustig in diesem Zusammenhang auch das pol. Urteil hier:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,521437,00.html

    „Wehret den Anfängen!“ möchte man da als anständiger Bürger rufen, nur irgendwie ist der Täter kein Rechter und Volksverhetzung liegt auch nicht vor. Macht aber nix, mag sich der Richter denken, denn es geht ja darum Zeichen zu setzen (und der Karriere wirds wohl auch gut tun) und so.

  2. Bonusfrage an den Meister:
    Wenn der böse Holmes so Unrecht und der Hamster so viele Vorurteile hat, wofür steht denn jetzt D.E. die Antifa?
    (Dieses „_Die_ Antifa gibt es nicht“ widerlegt sich selbst, komm mir bitte nicht damit.)

  3. Aber es ist so: es gibt nicht „die Antifa“. Was soll ich denn sagen? Ja klar, es gibt ein ZK der Antifa? Wofür Antifaschismus steht? Erklärt sich das nicht von alleine? 😉

  4. Schau mal, wir arbeiten hier mit dem Objekt „Antifa“. Wir machen das ja nicht aus Spass, das Gesellschaftsobjekt „Antifa“ existiert, nicht ganz so griffig wie die SPD oder Coca-Cola, aber es existiert. Und da eine Definition immer eine Mengenangabe darstellt ist die „Antifa“ entweder konkret gegeben oder die „Antifa“ ist etwas für die anderen, wir dagegen schweigen weise zum Thema.

    So ein Mittelding, also die „Antifa“ bei Bedarf hoch zu holen und dann wieder, ebenfalls bedarfsweise, wegzupacken, ist unzulässig.

    Und wenn wir ehrlich sind und den Tatsachen ins Auge schauen, dann stellen wir fest: Ja, es gibt die „Antifa“, ja sie ist in grossen Teilen böse und lustigerweise selbst faschistisch, ja – und hier beginne ich zu spekulieren -, es gibt auch noch einige anständige „Antifa“-Leute, die allerdings in ihrer Gruppe weitgehend isoliert sind.

    So ähnlich wie mit den Nazis, es gab ja auch nette Nazis, war ja nicht alles schlecht damals. Allerdings machen die netten und moderaten Nazis den Nationalsozialismus nicht weniger verwerflich. (Die netten Nazis haben vermutlich bei Bedarf (also nach dem Krieg) auch um Relativierung gebeten, LOL.)

  5. Pingback: Es langweilt mich « Professional Slacker

  6. Wenn ich sehe, was jetzt so losbricht, erscheinen mir unsere Gegensätzlichkeiten fast schon bedeutungslos.

  7. Tja, wenn man die „Diskussion“ um Holmes begutachtet, dann sieht die Antifa vglw. ordentlich aus.

  8. als ich im letzte jahr in deutschland war und freunde in marburg besucht habe, wurde einem freund von einem antifa-menschen eine bierflasche an den kopf geschmissen. er und seine begleiter haben auch gleich einen grund angegeben: mein freund trug nach einem wm-spiel ein deutschland-shirt.

    also gegen was für gespenster kämpft die „antifa“ eigentlich, wenn sie harmlose passanten in lebensgefahr bringt?

    viele grüße von einem deutschland besucher.

  9. Ich mach mir meine Welt wie sie mir gefällt:

    Aber es ist so: es gibt nicht “die Antifa”.

    Aber es ist so: es gibt nicht “die Anarchie”.

    Aber es ist so: es gibt nicht “den Kommunismus”.

    Aber es ist so: es gibt nicht “den Islam”.

    Aber es ist so: es gibt nicht “den Faschismus”.

    Yo, was haben wir liberalen Hosenscheisser, die die Idee der Antifa heute so heftig kritisieren, bisher getan, um den Faschismus und seine todbringenden Auswüchse zu bekämpfen bzw. einzudämmen?

    Wir gehören zu den Dummköpfen, die die 24 Millionen jährlich für den Kampf gegen rechts aufbringen.

    http://www.zeit.de/2006/48/Foerderung_der_guten_Absicht

    Vielleicht ist das noch zu wenig, ich zahl auch gern das doppelte, wenn es unbedingt sein muss.

    Allerdings habe ich keine Lust mich abstechen zu lassen oder unter „friendly fire“ wohlmeinenender Antifanten bei einr Demonstration zu geraten, die eine ganz andere Kampferfahrung gegen die die „Faschisten“ „schützende“ Polizei mitbringt.

    Von mir aus können sich die rechten und linken Bürgerwehren in Landsknechtsmanier aufeinanderlosgehen, ich guck es mir auch in Phönix an, versprochen.

  10. Ich finde es ja richtig süß, wie der jolly hier mal wieder den Blogwart macht. Kompliment, denn da gibt sich einer nicht mal die Mühe zu verheimlichen, daß er ein Doitscher ist. Ich könnte ja noch so viel schreiben und vielleicht mache ich es auch noch, aber momentan plagen mich ganz andere Dinge, wie eine fiese Erkältung, eine zugelaufene, wirklich sehr niedliche Katze und mein 33. Butzeltag am Sonntag. Damit wäre auch der Punkt geklärt, den der hirnlose Blogwart aus Frankfurt ansprach, als ihm mal wieder der Hustensaft ausging: 12 war ich also 1986.

  11. @ little berta

    ja, toller Artikel in der Zeit, hätte ich schon viel früher lesen müssen

    der Text ist schon interessant … wo ein ordentlicher Tritt in den Arsch (samt Streichung der sozialen Stütze) notwendig wäre, macht man „mobile Kochkurse“ 😀

    aber immerhin geben die sozial engagierten selbst zu, daß sie die Neonazis nicht erreichen. So wird denn immer weiter fleißig am Problem vorbei-gefördert und ganz nebenbei die Jugend links ideologisert. Großartige Sache das!

  12. Nun, die Vorwürfe von Holmes sind ja recht konkret. Wenn er nicht gerade vorsätzlich lügt, dann wird es womöglich so sein, dass es „solche“ und „solche“ „Antifas“ gibt. Eine nach menschlichem Ermessen nicht völlig abwegige Spekulation, aber soooooo uncool, wenn es darum geht, ’nen richtigen Nachbarschaftskrieg in Kleinbloggersdorf durchzuziehen. Da ist es viel schöner, wenn jeder seine persönlichen Erfahrungen für allgemeingültig erklärt und jeden mit anderen persönlichen Erfahrungen runtermacht. Trägt bestimmt krass zur Versachlichung der Diskussion bei, sowas.

  13. Happy happy, Telegehirn!

    Wenn der Geburtstag schon eine Schnapszahl ist, darfste Dir ruhig einen Whisky mehr genehmigen heute 🙂

  14. Pingback: Wartezeit überbrücken … :: Kein Sex mit dem Ex - Ehemalige Linke fahren gegen die Wand :: Dezember :: 2007

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