In einem Interview mit der Zeitung Junge Welt hat Thomas Gsella, der Chefredakteur der Satirezeitschrifft Titanic, Stellung genommen zu der einstweiligen Verfügung, die Kurt Beck gegen die aktuelle Ausgabe der Titanic erwirkt hat . Gewohnt ironisch klärt Thomas Gsella Beck und alle anderen Humorlosen und überbesorgten Gutmenschen über die Intention der Titanic auf:
….
Also alles nur heiße Luft?
Das Heft liegt weiter lustig am Kiosk und wird, wie unsere Gewährskioske mailen, gerne gekauft. Wir haben ja weder behauptet noch behaupten wollen, daß Beck eine Bestie ist, die abgeknallt gehört. Das tut man nämlich nicht. Das hat unsere Anwältin auch der Gegenseite klargemacht. Offenbar mit Erfolg; zur Zeit tun Becks Anwälte gar nix.
Und wann würden die angedrohten 250 000 Euro Ordnungsstrafe fällig?
Vermutlich für den Fall, daß wir als Redaktion und Verlag mit einem riesigen Plakat mit Beck drauf durch die Straßen ziehen und skandieren: »Knallt die Bestie ab!« Das werden wir nicht tun und würden es im übrigen auch dann nicht tun, wenn Beck es nicht verboten hätte.
….
Mit dem SPD-Chef ist also völlig unbegründet der Bär durchgegangen?
Ganz und gar. Im Grunde müßte er uns doch dankbar sein, daß wir uns für den Artenschutz einer offenbar bedrohten Braunbärversion starkmachen und Beck zu diesem Zweck auch noch als Alphakoloß ins Feld zu schicken. Wir haben uns allerdings vertan. Ein Leser, der Biologe ist, hat uns überzeugt, daß Beck wegen seiner Kinn- und Backenpartien kein Bär ist, sondern arschklar ein Hamster.
Und Hamster würde kein Mensch abknallen, weil die so putzig aussehen.
Eben, und Problemhamster gibt es praktisch gar nicht. Eigentlich ist der ganze Titel Mist.
….
Eigentlich müßten Sie sich doch sogar bei ihm bedanken – für die tolle Publicity.
Die SPD muß sich bei uns bedanken. Mit einem Schlag hat sie der ganzen Welt gezeigt, daß sie eine eher halbintelligente und vollständig humorlose Bizarrgruppierung ist; eigene Flyer wären da viel teurer gewesen. Andererseits weiß ich nicht, wie viele Bären- oder Hamsterhalter jetzt in die SPD eintreten. Oder aus ihr raus? Keine Ahnung …
….
Der Trierer Medienblog schliesst sich der Kritik am Vorgehen des SPD-Vorsitzenden an und schreibt recht überzeugend:
Meiner Ansicht nach ist das Vorgehen Beck’s ungerechtfertigt. Der alte Satz “Satire darf alles, solange sie nur trifft”, greift, denn diese Satire trifft zweifellos. Wer hat beim Anblick des bärtigen, gemütlich wirkenden Rheinland-Pfälzers nicht schon mal an einen Bären gedacht. Durch sein politisches Amt ist Beck außerdem eine Person des öffentlichen Lebens, die sich eine (auch kritische oder satirische) Auseinandersetzung mit seiner Person eher gefallen lassen muss als ein Privatmann. Den Aufruf “Knallt die Bestie ab!” kann man hier auch keinesfalls als Aufruf zu einer Straftat ansehen, da das potentielle Zielpublikum der Titanic durchaus in der Lage ist, die Aufforderung als Satire zu dekodieren.
Der heuteblog schliesst sich der allgemeinen Kritik an Beck an und kommt zu dem Schluß:
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!
Fresse halten ist ein gutes Stichwort. Es gibt ja auch Blogs, die das nichts so sehen wie der Mainstream der Blogosphäre. Und das ist gut so! Denn was wäre die bunte Welt der Blogs, ohne die Sektierer und deren verschrobenen Deutungen der Realität. Auch wenn es noch so schmerzt, aber solche Blogger braucht das Land. Meistens ist es so, daß das genaue Gegenteil von dem richtig ist, was dort vertreten wird. So bald man mit ihnen einer Meinung ist, wird es gefährlich. Ich will hier keine Namen nennen. Ein Blick auf meine Nerd-Blogroll sollte genügen.
In meinem gestrigen Post (hier gibt es auch das verbotene Titelbild) über den Streit zwischen der Titanic und Kurt Beck hatte ich auch ein paar Reaktionen anderer Blogger vorgestellt. Die meisten sind der Meinung, das Beck vollkommen überzogen reagiert hat. Doch es gibt einen Blogger der anderer Meinung ist. Es war der einzige Blog, den ich gestern fand, der sich gegen die Titanic stellte. Ich schrieb gestern über den Blog Begleitschreiben:
Begleitschreiben verirrt sich im gutmenschlichen Dickicht und versteigt sich zu einem fragwürdigen Vergleich:
Man stelle sich ein Titelbild auf der Bild-Zeitung mit einem Farbigen vor: Knallt ihn ab. Das würde von denen, die so heftig für die Meinungsfreiheit eintreten und fast kollektiv Herrn Beck Humorlosigkeit bescheinigen, bestimmt als Affront aufgefasst und zu Recht auf das heftigste bekämpft werden.
Schlimm genug, daß Begleitschreiben hier mit dem Wort “Farbigen” die Terminologie der Rassisten verwendet. Aber egal. Wer nicht zwischen BILD und Titanic differenzieren kann und eine solch typisch deutsche Humorlosigkeit beweisst, dem ist nicht mehr zu helfen. Man merkt die WM ist für Deutschland vorbei und nun widmen sich die Kleinbürger wieder den wirklich wichtigen Dingen. Herr Beck hat schon mal ordentlich vorgelegt.
Schon beim Schreiben hatte ich das Gefühl, daß hier eine heftige Reaktion zu erwarten ist. Doch nichts passierte. So dachte ich. Doch Gregor Keuschnig hatte längst einen Kommentar abgegeben. Doch dieser blieb im Askimet-Spam-Filter hängen und wurde erst heute morgen von mir entdeckt und befreit. Ich hatte es schon geahnt: Gregor Keuschnig hatte längst den Vorwurf der Zensur erhoben:
Interessant die Phase der Denunziation in der Bloggosphäre. Gemäss Telegehirn“ (sic!) – dem „libertären Blog“ verwende ich die Sprache eines Rassisten, weil ich das Wort „Farbige“ verwende und übe mich in „Gutmenschentum“ (ein Begriff, den Victor Klemperer in der LTI eindeutig als Vokabular der Nationalsozialisten zuordnet). Da soll ich wohl demnächst dem Zensor Betreiber vorher eine politisch-korrekte Version zuschicken, damit er sein libertäres Mütchen kühlen kann.
Ich bitte davon abzusehen mir Posts zur Zensur vorzulegen. Dazu fehlt mir die Zeit. Lieber Herr Keuschnig, was haben Sie denn gegen Libertäre? Hat Ihnen mal einer die Freundin ausgespannt oder haben Sie einfach eine Überdosis Marx im Blut? Ihre Gründe sind mir vollkommen egal und das Sie anfangen mental zu onanieren, wenn Sie sich Gedanken über das Wort Telegehirn, seine Bedeutung und Herkunft machen, ist ein Zeichen für Ihre argumentative Not. Sie sind nicht der erste Blogger, der sich darauf stürzt und meint über etwas schreiben zu können, worüber er eigentlich gar nichts weiß. Ich kann Ihnen gerne etwas behilflich sein. Telegehirn geht nicht auf jenen urtümlichen Computer Mr. Altus/Telegehirn zurück. Vielmehr beziehe ich mich auf den Kurzfilm die Blumeninsel/Insel der Blumen aus dem Jahr 1989. Ich verlinke auch eine Seite mit weiteren Informationen. Ich kann ihnen auch gerne eine Privatkopie zukommen lassen. Sie sollen ja nicht in Dummheit sterben. Aber lassen Sie mich zu dem von Ihnen verwendeten Wort „Farbigen“ kommen. Mir fiel das Wort sofort auf und ich musste an Kewil denken und seinen Angriff auf den braunen Mob. Daher meine harte Kritik. Der Begriff des Gutmenschen hat heutzutage eine vollkommen andere Bedeutung als zu Zeiten Klemperers.
Einen Kommentar hier oder einen Trackback oder einen Hinweis setzt er natürlich nicht. Mein Kommentar ist nicht angekommen; ich nehme mal an, ein technischer Defekt. Oder man will unter seinesgleichen bleiben. Auch gut.
Wie Sie in meinem Post lesen können, habe ich zahlreiche Blogs zitiert und mitnichten habe ich die Zeit in allen einen Kommentar zu hinterlassen. Ein Trackback wird normalerweise von WordPress automatisch gesetzt. Ich habe das jetzt noch einmal manuell bei mir eingefügt. Sollte bei Ihnen nichts angekommen sein, dann sollten Sie einmal Ihre Software überprüfen. Es war also kein technischer Defekt, sondern, wie ich schon oben geschrieben habe, ist ihr Kommentar im Spam-Filter hängengeblieben. Warum das so passiert ist, kann ich Ihnen nicht sagen, aber die Ursache dürfte wohl eher bei Ihnen zu suchen sein. Sie hätten mir auch eine Mail schicken können oder ist Ihnen das zu anstrengend und könnte Ihre Opferrolle gefährden?
Naja, wer eine derartig verqueres Weltbild hat… Interessanterweise wird wenige Zeilen später wird von „Du bist Meinungsfreiheit“ gesprochen – dabei ist es ja exakt das, was man nicht will.
Entschuldigen Sie bitte, aber wer einen solchen Unfug über Peter Handke schreibt, der sollte sich einmal Gedanken über das eigene verquere Weltbild machen. Es heisst richtig: „Du bist die Meinungsfreiheit„. Die dahintersteckende Ironie ist Ihnen wohl auch nicht begreiflich zu machen. Aber verteidigen Sie nicht das Verbot der Titanicausgabe? Dann wollen Sie doch keine Meinungsfreiheit?!?
Interessanter Gedanke parallel dazu – gerade in Foren und Blogs: Diejenigen, die am lautesten nach „Demokratie“ und „Meinungsfreiheit“ rufen, sind oft identisch mit denjenigen, die repressiv oder hinterrücks agieren.
Jetzt werden Sie aber frech und beginnen mir Dinge zu unterstellen die so nicht richtig sind. Weder agiere ich repressiv noch hinterrücks. Das grenzt an „Verleubnung“. Da kann ganz leicht der Justizbus bei Ihnen vorfahren. Ich denke, daß Sie keine Kritik vertragen.
Vielleicht ergibt sich ja irgendwann einmal die Gelegenheit, den Betreiber dieses Blog „zum Abschuss freizugeben“. Selbstverständlich nur rein satirisch.
Das ist schon längst geschehen. Der „etablierte Starblogger“ „ca“ hat damit gedroht mich anzuzünden. Dabei fehlt leider seitens des geistesgestörten „ca“ jegliches Element der Satire. Nicht das ich jetzt sonderlich Angst hätte. Durch solche Vollidioten lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen. Kritik und auch solche Angriffe muss man schon aushalten können.
Lieber Gregor Keuschnig,
Sie sollten sich noch einmal den Kommentar von Fellow Passenger durchlesen. Am besten lesen Sie ganz langsam. Hier ein Auszug:
Ihrem Vergleich mit der „Bild“ vermag ich nicht zu folgen. Wäre der beanstandete Titel so wie er ist in „Bild“ erschienen, wäre das nicht hinnembar, weil die „Bild“ (warum auch immer) als Tageszeitung gilt und man annehmen müsste, die Aufforderung sei ernst gemeint.
Dafür braucht es keinen „Farbigen“. Den Begriff beanstandet Telegehirn völlig zurecht, denn er ist diskriminierend. Das ist er weil er die Menschen in Weiße und den Rest teilt, ohne diesem Rest zuzugestehen, verschiedener Hautfarbe zu sein.
Ich bin mir nicht ganz sicher in welche politische Schublade ich Sie einordnen soll. Aber eines ist sicher: Sie sind ein Gutmensch. Ihr Beitrag „Betrachtungen eines vermutlich Überempfindlichen„, ist ein Paradebeispiel für das moderne Gutmenschentum. Dort ziehen sie einen Vergleich zwischen Gesten von Franz Beckenbauer, die er in der aktuellen Yello-Strom-Werbung macht und einer Geste Hitlers aus den letzten Tagen des Diktators, als er im Garten der Reichskanzlei Hitlerjungen auszeichnete. Jetzt weiß ich es: Sie sind das linke Gegenstück von Kewil.